SGTK – Schweizerische Gesellschaft für Theaterkultur

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Die S. wurde am 21.8.1927 in Luzern anlässlich der Theaterausstellung als "Gesellschaft für innerschweizerische Theaterkultur" gegründet. Im Januar 1930 erfolgte die Umbenennung in "Gesellschaft für schweizerische Theaterkultur", seit dem 31.8.1947 führt die Vereinigung den heutigen Namen. In ihrer Satzung definierte die Gesellschaft ihren Zweck: die "Erforschung der schweizerischen, insbesondere der innerschweizerischen Theatergeschichte" und die "Förderung der innerschweizerischen Volksbühne in Spielplan und Bühnengestaltung". Schon 1930 wurde diese Gründungsformel auf die ganze Schweiz ausgeweitet, heute setzt sich die S. für das Theater in allen seinen Formen, Sparten und in allen Sprachen der Schweiz ein. Die theoretische Auseinandersetzung mit dem Theater der Gegenwart sollte für die Praxis nutzbar gemacht werden und der Weiterentwicklung des schweizerischen Theaters dienen. Um dies zu erreichen, postulierte man bereits bei der ersten Jahresversammlung im September 1927 die Forderung nach einer zentralen Sammelstelle für Theaterliteratur, einem Theatermuseum und einem Institut für Theaterwissenschaft. Zudem sollten Theaterausstellungen, Vorträge und Lehraufträge an Universitäten, eine Zeitschrift und periodisch erscheinende Jahrbücher die Forschungsergebnisse der Gesellschaft dokumentieren und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Ein Beispiel für diese Tätigkeit ist die Organisation von oder die Teilnahme an fast hundert Theaterausstellungen im In- und Ausland in den ersten vierzig Jahren ihres Bestehens. Eine der wichtigsten Persönlichkeiten, die diese Ziele zu verwirklichen half, war →Oskar Eberle, der als Gründungsmitglied, Aktuar, Redaktor der Publikationen und Verantwortlicher für die Sammeltätigkeit die S. bis 1956 als Leiter der Geschäftsstelle entscheidend prägte. Als Präsidenten standen ihm →Theodor Wirz (1927–30) und →August Schmid (1930–32) zur Seite. Fritz Weiss (1932–45) intensivierte vor allem die Sammeltätigkeit der S. Mit der offiziellen Gründung der →Schweizerischen Theatersammlung in Bern (erster Konservator bis 1946: →Karl Gotthilf Kachler) wurde ein erstes Etappenziel erreicht. Es folgten die Präsidenten →Arnold H. Schwengeler (1945–50), →Hans Bänninger (1950–55) und →Georg Thürer (1955–57). Letzterer regte die Stiftung des →Hans Reinhart-Rings an. 1946 übernahm →Edmund Stadler die Leitung der Theatersammlung, die er durch eine vermehrte Ausstellungstätigkeit bekannter machte, sowie nach Eberles Tod die Redaktion aller Publikationen der S. bis Mitte der siebziger Jahre. Lydia Benz-Burger führte die Geschäftsstelle (Sekretariat) 1956–86 und amtete nach Stadler als Redaktorin der Zeitschrift "Mimos" und betreute einige Jahrbücher redaktionell. 1976 wurde die S. Trägerin des neu gegründeten →Centre Suisse ITI. Die Präsidenten →Rudolf Stamm (1957–60), nochmals Schwengeler (1960–67) und Kachler (1967–80) verfolgten die Ziele der Gesellschaft weiter und bauten Erreichtes aus. Zum 50-Jahr-Jubiläum der S. 1977 war die Neuorganisation der Theatersammlung (Überführung in eine Stiftung 1978) ein Thema, und die Forderung nach einem Lehrstuhl für Theaterwissenschaft rückte wieder in den Vordergrund, ein Anliegen, das die Präsidenten →Walter Boris Fischer (1980–85), →Christian Jauslin (1985–86, ad interim) und Balz Engler (1986–90) weiterverfolgten. Unter der Präsidentschaft von →Béatrice Perregaux (1990–95) wurde das erste →Institut für Theaterwissenschaft an der Universität Bern eingerichtet. Der Vernetzung mit den romanisch sprechenden Landesteilen wurde grössere Aufmerksamkeit geschenkt, auf Mehrsprachigkeit verstärkt geachtet. Folgerichtig leitete 1995–2003 der Romanischbündner →Gian Gianotti die S., danach eine präsidiale Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz von →Peter Arnold. Im Frühjahr 2005 übernahm das geschäftsführende Vorstandsmitglied →Hansueli W. Moser-Ehinger auch das Präsidium.

Seit ihrer Gründung entwickelte die S. eine rege Publikationstätigkeit. Bereits 1928 kam das erste Jahrbuch ("Das vaterländische Theater") heraus. Waren die ersten Jahrbücher noch vom Willen nach der Definition eines spezifisch schweizerischen Theaters geprägt (Titel wie 1934 "Erneuerung des schweizerischen Theaters" oder 1943 "Wege zum schweizerischen Theater" machen dies deutlich), so erweiterte sich die inhaltliche Konzeption der Reihe nach 1945. Bis 2004 erschienen 65 Jahrbuchnummern und 22 Schriften. 1949–56 wurden die "Mitteilungen der S."publiziert, seither trägt die Zeitschrift den Namen "Mimos" (vierteljährlich, mit Doppelnummern zur Hans Reinhart-Ring-Verleihung oder zu bestimmten Themen halbjährlich). 1986–92 war →Louis Naef Geschäftsführer der S. und Leiter des Theaterkultur-Verlags sowie Redaktor von "Mimos"; 1992 übernahm Moser-Ehinger dessen Aufgabengebiete. Zusammen mit Susann Ehinger redigiert und produziert er seit 1993 zudem das seit 1972 jährlich erscheinende Theaterhandbuch "Szene Schweiz" (mit integrierter Bibliografie der Publikationen zum Schweizer Theater; mit einer Unterbrechung 1991–93). Die S. finanzierte sich anfänglich ausschliesslich durch Mitgliederbeiträge, ab 1937 erhielt sie eine jährliche Subvention des Bundes, seit 1963 ist sie Mitglied der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften, welche die Gesellschaft ideell und materiell fördert. 1991–98 Jahresbeiträge des Bundesamts für Kultur. Die Vereinigung gehört zu den Gründungsmitgliedern der Fédération internationale pour la recherche théâtrale (London 1955), deren Sitz sich seit 1957 am Standort der Schweizerischen Theatersammlung in Bern befindet, die S. arbeitet mit zahlreichen Institutionen im In- und Ausland zusammen und zählte 2005 rund 400 Einzel- und Kollektivmitglieder.

Literatur

  • Mimos 2/1967 [Sonderheft zum 40-jährigen Jubiläum der S.]. Jauslin, Christian: 75 Jahre SGTK. In: Mimos 3–4/2002.


Autorin: Simone Gojan



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Gojan, Simone: SGTK – Schweizerische Gesellschaft für Theaterkultur, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1680–1681.